
Haydn und Mozart

1781 Imperator Joseph II gibt Wolfgang Amadeus Mozart eine Teilzeitanstellung und einige Aufträge in Wien. Woraufhin der Arbeitsgeber der Mozart-Familie, Erzbischof von Salzburg, ihn „mit einem Tritt in den Arsch“ feuerte. Diese Tatsache ließ Mozart nicht außer Acht und drückte seine Gefühle später 1782 im sechsstimmigen Kanon „Leck mich im Arsch“ KV231 (382c) aus. Die Mozarts Entlassung von Salzburg hat die Beziehung zu seinem Vater, Leopold Mozart, schwer belästigt. Für den Vater war es ein Schicksalsschlag.


Wolfgang Amadeus Mozart nannte Joseph Haydn liebevoll “Papa” und sagte zu ihm: „Dich nehme ich aus, aber alle anderen Kompositeurs sind wahre Esel!“
Joseph Haydn gilt als Erfinder der Symphonie und der Streichermusik. Mozart wusste es zu schätzen und verehrte ihn: „Ich habe von Haydn erst gelernt, wie man Quartette schreiben müsse.“
„Papa“ Haydn warb für Mozart wo er nur konnte, zB 1787 in einem Brief nach Prag: „Mich zürnet es, daß dieser einzige Mozart noch nicht bey einem kaiserlichen oder königlichen Hofe engagiert ist! Verzeihen Sie, wenn ich aus dem Geleise komme; ich habe den Mann zu lieb.“ Auch vor Mozarts leiblichen Vater, Leopold Mozart, hat Joseph Haydn ihn verteidigt.
Mozart hat seinen „Papa“ genauso verteidigt wie dieser ihn. Bei einem Musikabend 1782 sagte ein Musiker: “Das hätte ich nicht getan“, worauf Mozart wütend reagierte: „Ich auch nicht. Wissen Sie aber warum? Weil wir beide es nicht so getroffen hätten!“


Daraufhin folgte Wolfgang Mozarts Widmungsschreiben an Haydn (6 Quartette 1784):
1. September 1785
An meinen lieben Freund Haydn! Ein Vater, der beschlossen hat, seine Kinder in die große Welt zu schicken und glaubte, sie der Protektion anvertrauen zu müssen, wurde zu einem sehr berühmten Mann geführt, der zu seinem Glück sein bester Freund war. – Hier also, berühmter Mann und gleichzeitig allerliebster Freund sind meine sechs Kinder. – Sie sind, um ehrlich zu sein, die Frucht langer und mühsamer Bemühungen; aber die Hoffnung, die mir von verschiedenen Freunden entgegengebracht wird, dass meine Bemühungen zumindest einigermaßen belohnt werden, ermutigt und schmeichelt mir zu denken, dass dieser Nachwuchs mir eines Tages ein Trost sein wird. Du selbst, liebster Freund, hast mir bei Deinem letzten Aufenthalt in dieser Stadt Deine Zufriedenheit mit ihnen gezeigt. Diese Annahme gibt mir den Mut, sie Dir zu empfehlen, und lässt hoffen, dass sie Deiner Gunst nicht völlig unwürdig sind. Möge es Dich erfreuen, sie freundlich willkommen zu heißen und ihnen ein Vater, Führer und Freund zu sein! Von diesem Moment an übergebe ich Dir alle meine Rechte an ihnen, bitte Dich jedoch, ihre Fehler, die das unkritische Auge eines Vaters möglicherweise übersehen hat, mit Nachsicht zu berücksichtigen und trotzdem Deine großzügige Freundschaft mit jenem fortzusetzen, der es so groß zu schätzen weiß, während ich verbleibe, liebster Freund, von ganzem Herzen, Dein aufrichtigster Freund,
W.A. Mozart
Mozart hat 1785 Haydn von Freimauerei überzeugt und – einige Monate später als Mozart – wurde Joseph Haydn Mitglied der Freimauerloge „Zur wahren Eintracht“. Aufgrund von seiner ständigen Abwesenheit war Haydn zwar kein aktives Mitglied, spielte aber eine entscheidende Rolle in der Musik der Aufklärung.


Die Nachricht über den Tod Mozarts erreichte Joseph Haydn in seiner erfolgreichen Londoner Reise: „…ich war über seinen (Mozarts) Todt eine geraume Zeit ganz ausser mir und konnte es nicht glauben, dass die Vorsicht so schnell einen unersetzlichen Mann in eine andere Welt fordern sollte, nur allein bedaure ich, daß Er nicht zuvor die noch dunklen Engländer darin hat überzeigen können, wovon ich denselben täglich predigte…“ (Brief Haydns an Mozarts Logenbruder J.H. Puchberg, London 1792)
Joseph Haydns künstlerisches Schaffen, väterliche Zuneigung, Erfahrung und gesellschaftliche Position ist das Fundament worauf Wolfgang Amadeus Mozart seine Kunst aufbauen konnte.
Die Freundschaft und der Austausch zwischen Haydn und Mozart ist – neben der unumstrittenen Bedeutung der einzelnen Persönlichkeiten – einer der Grundsteine der gegenwärtigen österreichischen, europäischen und Weltkultur.

